Dämmung im Camper
9.Mär 2019
Wärmedämmung im Camper - mal wissenschaftlich betrachtet!
Ok, so wissenschaftlich, wie oben getitelt, bin ich nicht, doch es gibt auch keine einzige Website, die das Thema Camper-Dämmung mal wirklich wissenschaftlich untersucht hat. Allerdings findet man unzählige Webseiten und Youtube-Beiträge, in denen selbsternannte Dämmungs-Experten ihre maximal fragwürdige Meinung kundtun. Alle arbeiten gänzlich ohne Beweise und zwirbeln sich vermeintlich technisch plausibel klingende Aussagen zusammen. Zum Schluß kommt immer die heroische Aussage: "Bei mir hat es super geklappt!" zurück. In Analogie zu "Wer heilt hat Recht" folgert scheinbar "Wer dämmt hat Recht". Und wenn es bei Dir nicht so funzt, dann bist Du ja wohl nur zu doof! Im Neuzustand ist zunächst ja erstmal alles TippiToppi! Ob diese achso schlau gedämmten Fahrzeuge, oder deren Innenausstattung, nach 5 oder mehr Jahren ausreichend intensiver Nutzung, nicht übelst wegrosten, wegfaulen, schimmeln und stinken, bleibt allerdings völlig ungeklärt und vor allem gänzlich unbewiesen.
Ich will hier ein paar Punkte beleuchten, die mir so aufgefallen sind.
- In Deutschland gewinne ich den Eindruck, als gäbe es nur Armaflex oder konzeptionell ähnliche Gummimatten. Das schwarze Schaumgummizeug wird als Meter-Rollenware in verschiedenen Dicken (ca. 5 - 50 mm), meist mit selbstklebendem Rücken verkauft und nahezu alle Selbstausbau-Dämmer preisen es als die Gold-Lösung in den Himmel.
- Auf den Webseiten des Herstellers Armacell findet sich jedoch keine Empfehlung von Armaflex im Bereich Wärme-Dämmung von Camping-Fahrzeugen. Armaflex ist primär für Industrie-Anlagenisolierung gedacht.
- Es gibt keinen professionellen Hersteller von Campingfahrzeugen, der mit Armaflex dämmt.
- Armaflex ist wasserdicht und fungiert als Dampfsperre. Das ist einerseits eine gewünschte, gute Eigenschaft. Der Haken ist nur, was, wenn doch Feuchtigkeit hinter Armaflex verkleidete Bereiche gelangt? Dann kommt sie nicht mehr, oder sagen wir nur noch ausgesprochen schwer heraus und ein Rost- und Gammelspiel wird unbemerkt und unvermeidlich beginnen.
- SELBSTHEILUNG! Angenommen Du hast zwar völlig idiotisch gedämmt und es sammelt sich unbemerkt einiges an Wasser im Fahrzeug, dann kann ein in glühender Sommersonne geparktes Fahrzeug immer noch vollständig durchtrocknen und die Gefahr ist erstmal gebannt und die ganze Aufregung war umsonst.
- Interessant: Schaut man auf amerikanische Seiten zur Dämmung eines Campers (z.B. gnomadhome.com, taucht das Material nicht auf, obwohl es Armaflex / Minicell / Dodomat genauso in den USA zu kaufen gibt. Ebenso auf koreanischen, japanischen oder australischen Seiten, wo sich Leute durchaus sehr gewissenhaft mit dem Thema Dämmung eines Campervans beschäftigten, wird grundsätzlich anders gedämmt. Meistens mit Polyester-Flies. Bitte dazu mal diese Google Suche ansehen.
- Ich selbst habe in meinem Fahrzeug 19mm Armaflex im Dach, an Seitenholmen, dem Fußboden und in den 5 Türen verklebt und damit zumindest bislang gute Erfahrungen gemacht (siehe SELBSTHEILUNG). Ob es was Besseres gibt, kann ich deshalb nicht sagen und ob mein Auto doch irgendwann schimmelt, stinkt und fault, ebenso nicht. Bisher war halt alles Supi ;-)
Meine Erfahrung mit Armaflex sind gut. Im Winter wärmt sich das Fahrzeug per Heizung schneller auf und bleibt auch gefühlt länger warm. Gerade bei Übernachtungen knapp über Null, mit zusätzlich halbwegs passabel dämmenden Innenabdeckungen vor allen Fenstern und einem warmen Plümo zum Zudecken, habe ich nie gefroren und erfreute mich in meinem Micro-Camper I an angenehmen Innenraumtemperaturen im Bett. Morgens habe ich halt mit der Motorheizung den Wagen ordentlich durchgeheizt und gleichzeitig gelüftet, als auch Kondenswasser mit Küchenrollenpapier abgetrocknet. Bislang – schadlos!
Im Sommer ist eine gewisse Linderung ebenso klar festzstellen. Wenn die Außentemperaturen jedoch über 30° C sind und die Sonne den Innenraum auf über 50° C bringt, dann nutzt halt keine Dämmung mehr. Dann gibt es hoffentlich großflächigen Schatten mit ordentlich Wind oder Umherfahren mit laufender Klimaanlage.
Eines sollte bei jeglicher Dämmethode klar sein: Ist die Dämmung nicht überall gleich dick oder gibt es irgendwo womöglich sogar Spalte oder Lücken, dann sind Temperatur und Feuchtigkeitsprobleme zu erwarten. Gerade auf unbedecktem, kaltem Metall der Karosserie bilden sich leicht Tröpfchen beim Übernachten oder Kochen im Fahrzeug. Ich möchte dazu empfehlen, lieber so zu dämmen, dass Feuchtigkeit durchaus entstehen kann, sich ansammeln darf und sie dafür aber eine Chance hat, einerseits irgendwohin abzulaufen und andererseits durch Belüften gründlich abzutrocknen.
Bei allem Eifer zur Dämmung am Blechkleid sollte man nie vergessen, das die Fahrzeugscheiben alles andere als isolierend sind. Es gibt ja auch keine Doppel- oder Dreifachverglasung in Autos. Die gesamte Fensterfläche ist thermisch sehr bedeutend und vorab erstmal eine Katastrophe. Vielleicht hast Du ja sogar ein Dachfenster eingebaut? Bombe! 80% der Wärmeverluste gehen durch das Dach. Wärmedämmung ist immer ein Gesamtkonzept aus vielen Details. Hier nur punktuell zu arbeiten ist relativ wertfrei. Da würde ich lieber in eine Mütze und warme Socken investieren. Das wäre einfacher und wirkungsvoller.
Mein erster Micro-Camper war umfangreich mit 20mm Armaflex gedämmt und ich war außerhalb der Frostperiode gut geschützt und es war mir nie kalt. Meinen Mini-Camper II habe ich nahezu vollständig mit Styropor und PU-Schaum gedämmt, stellenweise bis zu 7cm dick. Man spürt schnell, das gute Wärmeverhalten im Innern und bis 5° Celsius habe ich bereits sehr gute, also absolut fröstelfreie Erfahrung, gemacht und bin deshalb von diesem Dämmverfahren, mehr als von dem mit Armaflex, überzeugt. Erfahrungen mit kälterem Wetter stehen bislang noch aus...
Was Rost und Schimmel dazu meinen, berichte ich gerne in ein paar Jahren. Von meinem Materia Micro-Camper I kann ich nichts mehr berichten, weil ich ihn verkauft habe. Die 5 Jahre Camping mit mir, haben ihm jedoch nicht geschadet.
Hinweis: Wenn hier irgendwo nur von Dämmung geredet wird, dann meint es stets WÄRME-Dämmung. Es geht nie um Schalldämmung!