Wal­hal­la


2.Aug 2023

Hier nix Ha­wala, hier nur Wal­hal­la

Hier stimmt so ei­ni­ges nicht. Sieht aus wie Grie­chen­land, is­ses aber nicht und Tsa­tsi­ki gibt es hier ge­nau­so we­nig wie Ha­wala-Ban­king, aber Bru­der, was geht ab? Das ist hier voll der Na­ti­o­nal­tem­pel von dem deut­sche Mann! Isch schwör, Al­der! Rich­tig krass deutsch!
Der Lud­wig, also der Ers­te als Kini von Bay­ern, bau­te bis 1842 in der Nähe von Re­gens­burg die­se Ge­denks­tät­te zu Eh­ren be­deu­ten­der Per­sön­lich­kei­ten deut­scher Zun­ge. Das durf­ten sei­ner­zeit auch Ös­ter­rei­cher, Schwei­zer, Nie­der­län­der, Rus­sen, An­gel­sach­sen, Rö­mer, Go­ten und Van­da­len, ja so­gar ein paar Frau­en sein. Die wahn­wit­zi­gen Kos­ten für die­ses Pro­jekt durf­ten da­mals sei­ne deut­schen Schäf­chen be­zah­len und da­durch hat Bay­ern heu­te eine wirk­lich bom­bas­ti­sche Sehens­wür­dig­keit, die wie­de­rum Jahr für Jahr hun­dert­tau­sen­de Be­geis­ter­te aus dem In- und Aus­land an­zieht und da­mit wie­der Koh­le rein­holt. So ist der Ein­tritt ins In­ne­re von Wal­hal­la (ein Raum, kei­ne Füh­rung, nur Gu­cken) mit 4,50 € und der Park­platz mit 2,50 € (be­schränkt auf zwei Stun­den und Nacht­park­ver­bot) nicht ge­ra­de güns­tig. So­wohl im In­ne­ren (nur ein gro­ßer Raum / kein Zu­gang zur Hal­le der Er­war­tung und daz­ge­hö­ri­gem Trep­pen­auf­gang), als auch auf dem Park­platz be­kommt man herz­lich we­nig da­für ge­bo­ten. Zum Bei­spiel gibt es auf dem ge­sam­ten Park­platz nicht ei­nen ein­zi­gen Ab­fall­ei­mer. Ja, so pom­pös auf der ei­nen Sei­te, so spar­sam zeigt man sich auf der an­de­ren.

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OK, den­noch bin ich dort hin­ge­fah­ren und dann drehe ich auch eine Run­de um den Palaz­zo Proz­zo. Da­bei fiel mir auf, dass Wal­hal­la von vie­len Eng­län­der be­sucht wird. Die ha­ben of­fen­bar ei­nen be­son­de­ren Draht für mar­ti­a­lisch, mäch­ti­ge Monu­men­tal­bau­ten. Da sind sie den meis­ten Deut­schen doch sehr ähn­lich.

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Mir bleibt fra­g­lich, ob es sich bei der Wal­hal­la wirk­lich um eine ge­büh­ren­de Wert­schät­zung deutsch­spra­chi­ger Per­sön­lich­kei­ten han­delt. Die Aus­wahl der Aus­zu­stel­len­den bes­timmt seit 1946 der Bay­e­ri­sche Mi­nis­ter­rat aka CSU und da­mit ist das oh­ne­hin schon frag­wür­dig. Der Min­der­wer­tig­keits­kom­plex von Kö­nig Lud­wig I zieht sich bis heu­te durch. Wer den Deut­schen bes­ser ver­ste­hen will, der soll­te sich lie­ber die mür­risch, un­freund­liche Ein­tritts­kar­ten­ver­käu­fe­rin im Ein­gangs­be­reich von Wal­hal­la oder über­haupt, die deut­schen Be­su­cher von Wal­hal­la an­sehen. Viel­leicht hät­te man an­statt Mar­mor und Büs­ten an den In­nen­wän­den, die­se ein­fach mit großen Spie­geln behän­gen sol­len. Das gäbe viel­leicht eine spe­zi­el­le­re Re­flex­ion, als der Ver­such ei­ner Ver­herr­li­chung im Na­men von Wal­hall, der Ru­hes­tät­te der Ge­fal­le­nen der nor­di­schen My­tho­lo­gie.

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